In welchem Umfang eine Grundplatte aufgearbeitet werden soll und muss,
hängt natürlich ganz von ihrem Erhaltungszustand ab. Eine verstaubte und verschmutzte
Platte kann durch einfache Maßnahmen wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzt
werden. In den meisten Fällen sind die technischen Teile, mit denen die Platten bestückt
sind, noch in Ordnung. Sie sind sehr robust und halten einiges aus. Natürlich kommt es
vor, dass Kondensator, Weckerspule(n) oder Übertrager (Induktionsspule) defekt sein
können. Diese Teile sind aber ohne Schwierigkeiten erhältlich und lassen sich einfach
austauschen.
Nicht ganz so einfach und offensichtlich ist die
Ermittlung eines schadhaften Teiles. Warum gibt ein Telefon keinen Laut von sich? Warum
kann ich den Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Leitung hören, er mich aber nicht?
Warum klingelt der Apparat nicht, obwohl ich wählen und telefonieren kann? Warum höre
ich das Besetztzeichen, obwohl ich die Rufnummer noch gar nicht zu Ende gewählt habe?
Auf all diese Fragen gibt es leider nicht
nur eine richtige Antwort. Mit Hilfe der Beschreibungen bei der Überholung
der Grundplatte gebe ich aber einige erste Hinweise. In einem anderen
Kapitel
("Probleme
| Fehler" - befindet sich im Aufbau)
soll es weiterführende Antworten und Lösungsvorschläge geben.
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Zustandsbeschreibung
der Grundplatte:
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vollständig bis auf ein fehlendes Füllstück und einen Unterlegring der
Schraube für eine Weckerschale, |
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die verchromten Weckerschalen sind blind mit leichtem Flugrost, |
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Kontaktfeder des Gabelumschalters (GU) verbogen. Wäre diese Grundplatte
in einem Apparat eingebaut, würden sich die Kontaktfedern beim Abheben des Handapparates
(Hörer) nicht weit genug öffnen. Der Apparat bliebe "stumm". Man sähe dies
erst dann, wenn man die Gehäusekappe abschrauben würde, |
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alle Teile sind
mit einer schmierigen Staubschicht überzogen. |
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Abheben
der Teile von der Grundplatte:
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Ich löse immer zuerst die Verschraubungen der Weckerschalen und nehme
diese danach ab. |
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Anschließend alle Schrauben lösen und möglichst geordnet ablegen,
damit sie nachher wieder am richtigen Platz verschraubt werden können. Die Schrauben
haben unterschiedliche Maße
(Foto 3). |
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Die gelösten Teile nun vorsichtig abheben. Ich lege sie unmittelbar neben
der Grundplatte ab. Also nicht durch die ganze Wohnung oder den Keller zu
einem anderen Platz tragen. Man weiß nie, ob noch alle Lötstellen stabil
sind. Deswegen sollte man auch versuchen, alle Teile mit den Fingern
irgendwie festzuhalten. Hier fehlt eindeutig die dritte Hand.
Anfangs habe ich die Teile mit einem Bratenwender aus Metall abgehoben.
Der hat die richtige Breite und lässt sich leicht unter die einzelnen
Bauteile schieben. Man kann auch ein Stück Pappe benutzen, das man auf die
entsprechende Größe zuschneidet. Die steife Verdrahtung ist aber für einen
vorsichtigen "Transport der kurzen Wege" per Hand grundsätzlich geeignet. |
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Reinigen
der Teile:
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Ich verwende Pinsel, einen feineren und einen etwas gröberen, um den
Staub von den technischen Teilen abzupinseln. |
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Die Grundplatte wasche ich mit einem Geschirrspülmittel ab. In die
Schraublöcher bringe ich nach dem Trocknen anschließend etwas Vaseline ein. |
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Die Verdrahtung pinsele ich ebenfalls ab. Dabei befeuchte ich den Pinsel
äußerst sparsam mit Waschbenzin. |
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Die Metallteile reinige ich mit einem Wattestäbchen und wenig
Chrompaste/Metallpolitur und poliere sie anschließend vorsichtig blank. |
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Die Kontakte des Gabelumschalters und der Pole der Weckerspule(n) sowie
der des Ankers sollten gesäubert werden. Sie sind meist angelaufen. Dafür
verwende ich Reinigungsstäbchen, die mit Wildleder überzogen sind. Diese
gibt es im Fachhandel. Wenn Sie daran Interesse haben, schreiben Sie mir
bitte eine Mai oder rufen Sie mich an. Ich nenne Ihnen dann den entsprechenden
Kontakt. Man kann auch zusammengefaltetes Zeitungspapier benutzen und es durch die Kontaktfedern bzw. den Anker und die Polschuhe der Weckerspulen hin und her ziehen. Ein
ehemaliger Fernmeldetechniker riet mir dazu, feinstes Schmirgelpapier zu benutzen. Aber
hier scheiden sich dann die Geister. |
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Die Kontaktklemmen des Klemmbretts säubere ich ebenfalls mit dem
Reinigungsstäbchen. Die Kontakte an diesem Klemmbrett waren sauber und blank. |
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Einstellarbeiten:
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Bei der abgebildeten Grundplatte sind Kontaktfedern am Gabelumschalter
verbogen. Diese müssen in ihre richtige Position zurückgebogen werden. Man kann dies
vorsichtig mit entsprechenden feinmechanischen Zangen tun. Das Problem besteht darin, dass
sich dann meistens eine andere Stelle der Kontaktfeder biegt. Auch hier muss jeder für
sich entscheiden, welcher Aufwand zu betreiben ist. Ich habe diesen Teil mit den
Kontaktfedern und Isolierplättchen am Gabelumschalter zum Zwecke des Richtens und
Justierens der Kontaktfedern zerlegt (Foto 5).
Das optische Ergebnis nach der Reparatur rechtfertigt für mich diesen Aufwand.
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Um den einspuligen Wecker besser reinigen zu können, habe ich ihn
ausgelötet (Foto 4). Dann lassen sich auch
die Kontakte besser säubern. Verschmutzte zweispulige Wecker baue ich komplett
auseinander, um auch deren Mechanik wieder gangbarer zu machen. |
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Nach dem Einbau und der Verschraubung werden die Weckerschalen justiert.
Sie sollen so eingestellt werden, dass sie den Klöppel gerade soeben nicht
berühren. So können die Glocken ausklingen. Die Bohrung ist in beiden Weckerschalen oben
nicht in der Mitte, sondern leicht versetzt. Somit kann man den Abstand zum Klöppel
variieren. Vergrößert man den Abstand, wird das Klingeln natürlich leiser, bis nur noch
ein Schnarren zu vernehmen ist. Die Glocke mit der quadratischen Bohrung wird meines
Wissen vom Klemmbrett aus betrachtet auf die rechte Aufnahme geschraubt. |
Der Abstand zwischen Anker und Polschuh des Weckers sollte 0,55 bis 0,6 mm betragen. Zum
Messen benutzt man am besten eine Fühlerblattlehre oder die Klinge eines Teppichmessers.
Das Einstellen werde ich noch an anderer Stelle beschreiben. Ist der Abstand zu gering,
schlägt die Glocke beim Abheben des Hörers einmal an. Das finde ich persönlich nicht
weiter störend. Aber bei richtiger Einstellung aller Abstände klingeln die Wecker bei
den meisten Apparaten ausgesprochen gut.
Warum dieser Aufwand? Ich finde es wesentlich angenehmer, einen sauberen
Apparat in der Wohnung stehen zu haben. Niemand kann mehr nachvollziehen, welchen
Umgebungen und welchen "Umwelteinflüssen" diese Telefone "ausgesetzt"
waren. Vielleicht stand gerade Ihr W48 auf dem Schreibtisch eines Rauchers und ertrug
täglich klaglos den Qualm einer Vielzahl von Zigaretten, Zigarren und Pfeifenfüllungen.
Was wurde auf und in diesen Apparat im Laufe der vielen Jahre geschüttet, gekleckert und
...? Ich stelle das mal Ihrer Fantasie anheim. Ich für meinen Teil aber möchte deshalb
die Apparate in unserer Wohnung gründlichst gereinigt wissen. Deshalb unterziehe ich alle
klassischen Telefone, die durch meine Hände gehen, dieser Prozedur.
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Zusammenfassung:
Den Aufwand für die Überholung und den Umfang der Reinigung muss jeder
für sich festlegen. Für die einwandfreie Funktion hätte es bei dieser Platte auch
ausgereicht, sie gründlich abzustauben, möglicherweise die Glocken zu polieren, sie aber
dabei auf der Platte zu belassen, mit entsprechenden Zangen die Kontaktfedern zu justieren
und bei Bedarf die Weckerschalen einzustellen. |
Foto 1
 Auf diesem Foto sind deutlich die verbogenen
Kontaktfedern am
Gabelumschalter zu sehen.
Foto 2

Auch aus dieser Perspektive sind die verbogenen
Kontaktfedern zu erkennen. Sie könnten wohl
eine Ursache für eine Funktionsstörung
des Apparates sein.
Foto 3

Kondensator, Weckerspule, Gabelumschalter, Klemmbrett und Übertrager sowie der Kabelbaum
von oben gesehen. Die
Weckerschalen sehen noch ordentlich aus. Die Trägerplatte
gehörte
ursprünglich zu einem elfenbeinfarbenen
W48 Tischapparat. Ein Blindstopfen fehlt.
Foto 4

Der einspulige Wecker und der Gabelumschalter (GU) sind ausgelötet.
Kondensator der Bundespost aus Mai 1962.
Foto 5

Aus diesen Einzelteilen besteht der Kontaktfedersatz des
Gabelumschalters.
Die beiden links liegenden Kontaktfedern
sind verbogen. Die Kontakte sind teilweise noch
verschmutzt.
Foto 6

Der Kontaktfedersatz sieht jetzt wieder
"ordentlich" aus und ist
funktionstüchtig.
Foto 7

Ich habe jetzt auch noch den letzten,
ursprünglich verbliebenen Füllstopfen vergessen.
Es gibt immer noch etwas zu tun. |