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W48 aus dem
Jahr 1995 |
Hersteller, Fa. Wilhelm Heibl, Sz 60236
Ausg. 1 |
Ich erhielt diesen Apparat, um die Handapparateschnur zu
ersetzen, da sich deren Stoffummantelung "im Laufe der Jahre" an einigen Stellen
völlig abgelöst hatte. Beim Blick auf die Grundplatte erklärt sich zunächst die
makellose Oberfläche des Gehäuses und des Handapparates: Dieser Apparat stammt aus dem
Februar 1995. Der Aufkleber trägt das Posthorn der deutschen Bundespost und das
Firmenzeichen der Fa. Wilhelm Heibl.
Nach dem Lösen der beiden Schrauben der Grundplatte treten bereits erste Schwierigkeiten
auf. Die Anschlussschnur des Nummernschalters ist so kurz, dass man das Gehäuse nicht wie
gewohnt auf die Seite kippen kann, um, wie bei diesem Apparat, die Steckverbindung von der
Platine zu lösen. Das Gehäuse lässt sich nicht hoch genug von der Bodenplatte abheben.
Da die Platine auf einer Art Sockel punktuell verschraubt ist, hat sie ca. 1 cm Luft zur
Bodenplatte. Es ist somit wenig ratsam, mit einem Schraubendreher den Steckkontakt
abzuhebeln.
Die Platine gibt sofort nach unten nach, da der Kabelschuh auch sehr fest
sitzt. Ich befürchte, sie könnte brechen. Lösung: Meine Frau hält das Gehäuse fest,
ich halte mit den Fingerspitzen einer Hand die Ecke der Platine und kann nun ganz
vorsichtig den Kabelschuh mit einem flachen Schraubendreher abheben.
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Äußerlich gibt es zunächst keinen Hinweis auf das, was Liebhaber des W48 erwartet. Erst
der Blick auf die Bodenplatte offenbart erste Hinweise über den Charakter dieses
"Fernsprechers".
Die Bakelitteile besitzen nicht die gewohnten Prägezeichen, wie man sie aus
"klassischen" Apparaten kennt. Eingeprägt sind die Buchstaben "WHW" -
Wilhelm Heibl Werke. |
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Da ich diese Art der Grundplatten (Platinen) aus den
Nachfolgern des W48 kenne, hält sich der Schock in Grenzen. Die grundlegenden Bauteile
des klassischen W48, Gabelumschalter, Induktionsspule (Übertrager), Einspulenwecker und
Glocken, lassen sich deutlich erkennen. Hinzugekommen sind moderne Elemente, diese wohl
aus dem Bereich der Steuerungs- und Regeltechnik (Transistoren und Widerstände). Ich gebe
aber unumwunden zu, mich damit kaum auszukennen.
Alle Schraubverbindungen sind entfallen
und Steckkontakte sind an ihre Stelle getreten. Anschluss-, Handapparate- sowie die
Nummernschalterschnur besitzen Steckverbindungen, auf der Rückseite nummeriert von 1 - 4.
Die Ziffern 1 und 4 finden sich auch an entsprechender Stelle auf der Platine wieder, so
dass das korrekte Aufstecken kein Problem ist. Unten links, neben der Induktionsspule auf
der Platine, wird die Handapparateschnur aufgesteckt. Die Ziffern 1 und 4 sind hier
deutlich zu sehen. Oben auf der Platine, vor dem "Gabelumschalter" aus
durchsichtigem Kunststoff, befindet sich die Steckleiste für den Nummernschalter,
gekennzeichnet mit "NRS". Auch hier sind die Ziffern 1 (oben am Platinenrand)
und 4 (unter den Kontaktstiften, links über dem Widerstand) zu erkennen.
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Die Grundplatte riecht "stockig". Ein Zeichen dafür, dass der Apparat in einer
feuchten Umgebung gestanden hat. Vielleicht hilft hier ein Granulatbeutelchen, wie es in
Verpackungen elektronischer Artikel zu finden ist. Die Weckerschalen weisen vor dem
Polieren Stockflecken auf. Eine Funktionsprüfung zeigt, dass der Klöppelabstand zur
unteren Weckerschale nicht stimmt. Der Klöppel liegt an, so dass die Glocke nicht
ausklingen kann. |
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Das Auswechseln der Handapparateschnur stellt kein Problem
dar und ist einfach. Auch im Handapparat befinden sich keine Schraubkontakte mehr. Die
Kontaktzungen sind gänzlich entfallen, sie werden nicht mehr benötigt, da die Enden der
Anschlussadern der HA-Schnur an den beiden Kontakten der jeweiligen Kapsel mittels
Steckkontakten angeschlossen werden.
Die grüne Fernhörerkapsel ist von NOKIA, die rote
Sprechkapsel von der Firma Fernsig aus dem Jahr 1990.
Die Hör- und Sprachqualitäten des Apparates sind ausgezeichnet.
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Der Handapparat besitzt keine Kontaktzungen mehr. Der Schnurhaltekeil (liegt in der Kappe
des Mikrofonteils) ist aus weißem Kunststoff und ein wenig anders geformt als der
herkömmliche. Sowohl im Fernhörer als auch im Mikrofon sind Aufnahmeringe aus Kunststoff
für die Kapseln eingearbeitet. |
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Der Nummerschalter, ebenfalls Fa. Wilhelm Heibl, ist ein
moderner und modifizierter N38 Schalter. Zugegeben - er läuft nicht mit dem gewohnten
Geräusch ab. Die Verwendung des Werkstoffes Plastik ist auch beim Ablaufgeräusch zu
hören. Jedoch gibt es mit ihm keinerlei Wählprobleme. Er stellt die gewünschte
Verbindung zuverlässig und sicher her.
Ein großer Nachteil ist aber, wie bereits
erwähnt, die viel zu kurze Anschlussschnur des Schalters. Sichert man die Schnur
vorschriftsmäßig an der dafür vorgesehenen Stelle im Inneren des Gehäuses gegen Zug
und Herabhängen, ist es eine unsägliche Fummelei, den Kontaktschuh auf die Platine zu
stecken. Abhilfe: neue Anschlussschnur an die Lötfähnchen des Schalters anlöten oder
auf die Zugentlastung verzichten. Letzteres ist aber nicht ratsam, da es sonst beim
Abnehmen des Bakelitgehäuses zu Beschädigungen an der Platine kommen könnte: z. B.
Kontaktstifte verbiegen/brechen.
Fazit:
Äußerlich ein klassischer W48. Im Inneren ein "moderner" Apparat. Dieser ist
durchaus alltagstauglich, der Nummernschalter wählt zuverlässig, Hör- und
Sprachqualität sind sehr gut. Inwieweit dieses Telefon vergleichbar oder sogar identisch
ist mit dem Apparat, den ein bekanntes Versand- und Warenhaus anbietet, kann ich nicht
sagen. Sollte das jedoch der Fall sein, ist der Preis dafür keinesfalls auch nur
annähernd gerechtfertigt. Letztlich muss jedoch jede(r) für sich die Frage beantworten,
was sie oder er für einen wie auch immer beschaffenen W48 zahlen möchte.
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Die Mechanik des Nummernschalters sowie die Anordnung der Einzelteile entsprechen
insgesamt noch der des ursprünglichen N38. Die Kontaktfedern sind etwas kürzer
ausgeformt. Die Stromstoßscheibe wird seitlich von einer Bremsfeder zusätzlich
stillgesetzt. Stromstoßscheibe und Zahnrad zum Antrieb der Schnecke sind voneinander
getrennt, daher die kürzeren Kontaktfedern. Ungewohnt - die Schnecke dreht sich noch
wenige Umdrehungen weiter, während die Stromstoßscheibe nach Ablauf bereits stillgesetzt
ist. |
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